Bienenpolitisches aus der Imkerei Ahrens Deutscher Honig

Wie man durch Honig kaufen der Umwelt helfen kann

05. März 2023 • Müden (Örtze)

Soziale Medien und der Verkauf von Honig

Interview „Unternehmen zeigen sich transparent“

Herr Ahrens, wir freuen uns, dass wir Sie heute zu unserem Projekt „Unternehmen zeigen sich transparent“ begrüßen dürfen. Erzählen Sie uns etwas über Ihre derzeitige Tätigkeit und wie Sie mit dem Thema „Social Media“ in Berührung gekommen sind?

Klaus Ahrens: Ich bin hauptberuflicher Imker. Unser Imkereibetrieb wird nun schon seit über 100 Jahren in der dritten Generation fortgeführt.

In der Vergangenheit dachte ich immer, dass ich nicht darauf angewiesen bin, in den sozialen Netzwerken aktiv mitzuwirken. Gerade in der Branche der Imkerei ist es so, dass der Kunde den Honig zu schätzen weiß – sofern die Qualität gegeben ist. Deshalb können wir bereits einen großen Kundenstamm vorweisen. Zudem sind unsere Kunden meist ältere Herrschaften, die eher selten in den sozialen Netzwerken anzutreffen sind. Dazu muss ich sagen, dass wir sehr überrascht waren, als plötzlich langjährige Stammkunden, ihren Honig online bestellten.

Dies hat mir gezeigt, dass doch kein Weg mehr an der digitalen Welt vorbei führt. Somit habe ich mich kurzerhand in diversen Foren angemeldet, um die Kunden auf verschiedene Schwerpunkte in der Imkerei aufmerksam zu machen.

Also haben Sie den Beitritt in die sozialen Netzwerke gewagt, um den Leuten die Problematik der Imkerei näher zu bringen?

Ja und es hat funktioniert. Ich habe damals angefangen, in den sozialen Netzwerken als Experte der Imkerei zu fungieren. Andere Nutzer stellten mir immer mehr Fragen Über Honig vom Imker. Diese Chance musste ich einfach nutzen, um die breite Masse für die Thematik zu sensibilisieren.

Und wo haben Sie sich Ihr Wissen über die sozialen Medien angeeignet? Haben Sie schon einmal eine Schulung besucht?

Nein. Es war mehr durch „Learning by Doing“ - ich habe mir einen Computer gekauft und einen Überblick über die sozialen Medien verschafft. Dann dachte ich mir, dass das auch eine Option für mich wäre. Also habe ich angefangen, wie bereits gesagt, Informationen über Bienen, Honig und Imkerei zu veröffentlichen.

Durch das Publizieren von Inhalten mit Mehrwert haben Sie also automatisch Kunden für ihren Honig gewonnen?

Sozusagen. Ich höre immer wieder, dass Leute es an erster Stelle toll finden, dass ich mich für die Umwelt und für die Bienen einsetze. Die Kunden kommen dann ganz von allein. Es bringt absolut nichts, im On- und auch Offlinebereich mit dem besten Honig zu werben. Viel effektiver ist es, wenn sich die Qualität unseres Produktes bspw. auf Wochenmärkten rumspricht.

Sie sagten vorhin, dass einer Ihrer Stammkunden den Honig online bestellt hat. Beliefern Sie Ihre Kunden denn auch oder kann man Sie nur auf Wochenmärkten antreffen?

Nein, natürlich haben wir auch einen Onlineshop. Dabei legen wir vor allem großen Wert auf die Schnelligkeit beim Versand. Bestellt ein Kunden heute seinen Honig, hat er diesen in spätestens vier Tagen.

Haben Sie dafür ein eigenes Logistikzentrum?

Das Logistikzentrum bin ich (lacht). Da ich die meiste Zeit am Computer arbeite, sehe ich sofort, wenn eine Bestellung rein kommt. Normalerweise sind unsere Versandtage Montag und Donnerstag. Allerdings machen wir bei Großaufkommen auch Ausnahmen, sodass wir den Honig spätestens zwei Tage nach Bestellungseingang auf die Reise schicken können.

Das ist ja schon fast vergleichbar mit Amazon und dahinter steckt ein großes Logistikzentrum.

Angetreten sind wir, um die Weltherrschaft auf dem Honigmarkt zu erlangen. Nein im Ernst, es ist wichtig, sich Ziele zu setzen. Wer keine Ziele hat, braucht sich und sein Produkt auch nicht im Internet bewerben.

Diese Erfahrung konnten wir leider auch schon machen. Viele Unternehmen, welche in den sozialen Netzwerken aktiv sind, haben keinen strategischen Plan. Ein Profil ist schnell erstellt und verwaist dann mit der Zeit.

Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung heraus sagen, dass man am Anfang nicht zu viel erwarten darf. Es ist ein langer Weg, sich das Vertrauen der Kunden zu erarbeiten. Sobald man allerdings das Vertrauen gewonnen hat, vervielfacht sich das Ganze exponentiell.

Die beste Werbung ist es, wenn einer unserer Kunden auf unserer Facebook-Fanpage einen Kommentar hinterlässt. Erst kürzlich schrieb eine junge Frau: „Hallo Herr Ahrens, vor zwei Tagen Honig bestellt, heute schon auf dem Frühstückstisch. Schmeckt wunderbar.“

Dies sind die kleinen Erfolge, die man nur durch das Internet erzielen kann.

Und solche positiven Kommentare tragen auch gleichzeitig zu einem viralen Effekt bei. Welche Herausforderungen gab es für Sie auf dem Weg zum digitalen Erfolg?

Ich betreibe neben der Fanseite der Imkerei Ahrens noch verschiedene andere Seiten. Zum einen die Touristeninformation Müden/Niedersachsen, mit der ich Touristen in unsere Gemeinde locken möchte, die dann natürlich gleich noch meinen Heidehonig kaufen (lacht).

Zum anderen bin ich vor 3 Jahren in den Vorstand des deutschen Berufsimkerverbunds beigetreten und mache nun mit einer weiteren Seite auf die gesamte Europapolitik aufmerksam.

Die größte Herausforderung besteht darin, zu diesen Themen vernünftige Artikel zu finden, welche gleichzeitig eine große Reichweite erzeugen. Mittlerweile erzielen wir allerdings einen recht großen Informationsfluss.

Das bringt uns auch gleich zum nächsten Punkt: Welche Auswirkungen hatte der Schritt den sozialen Medien beizutreten für Ihr Unternehmen?

Social Media geht einher mit viel Zeitaufwand, d.h. wenn man eine Fanseite betreibt, muss man auch schnell reagieren können. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Ich versuche, Anfragen noch am gleichen Tag zu bearbeiten. Irgendwann hat man dann automatisch den „Breakeven“ erreicht. Neben dem Social Media-Geschäft habe ich im Sommer etliche Bienenvölker, die ich betreuen muss, den im Grundsatz bin ich noch immer Imker und habe - gerade im Sommer - viel Arbeit mit den Bienen. Da kann es schon vorkommen, dass ich bis tief in die Nacht arbeite. Zudem muss auch der Versand schnell bearbeitet werden. Alternativ könnte man sich selbstverständlich auch Mitarbeiter einstellen, die einen die Arbeit abnehmen.

Aber „externe“ Angestellte führen über kurz oder lang dazu, dass der Familienbetrieb ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät.

Das ist sicherlich wahr. Aber ich kann glücklicherweise auf viele Mitglieder meiner Familie zurückgreifen.

Das ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Hat sich denn seit dem Beitritt in die sozialen Medien etwas an Ihrer Meinung geändert?

Zwischendurch habe ich schon an der ganzen Angelegenheit gezweifelt. Man steckt so viel Arbeit rein und sieht nicht wirklich Erfolge. Mittlerweile hat sich das aber grundlegend geändert. Wenn ich heute einen guten Beitrag verfasse, habe ich gleichzeitig viele Bestellungen. Durch die sozialen Medien kann man viel erreichen - sofern man sich in Geduld übt.

Auf welchen Social Media Kanälen sind Sie aktiv?

In Facebook, XING, LinkedIn und Google+ bin ich sehr aktiv. Google+ sehe ich für die Zukunft als sehr wichtig an. Auch auf YouTube veröffentliche ich kurze Videos. Nebenbei findet man mich auch auf Pinterest und diversen Imkereiforen. Dort tausche ich mich mit Kollegen aus und mache ganz nebenbei noch auf interessante Artikel auf meiner Facebook-Fanpage aufmerksam.

Die Plattform LinkedIn ist eher für die internationale Ebene bekannt. Bedienen sie auch Kunden aus dem Ausland oder ist der Versand nur auf nationaler Ebene begrenzt?

Manchmal kommt es vor, dass wir auch ins Ausland versenden. Allerdings ist dies mit sehr viel Mehraufwand verbunden.

Also ist der Kosten-Nutzen-Effekt eher gering?

Bei uns ist der Kunde König, d.h. wenn ein Kunde unseren Heidehonig in Amerika möchte, bekommt er diesen auch.

Oft kommen auch Kunden, die den Honig hier kaufen und selbst zu Bekannten oder Verwandten ins Ausland verschicken. In die Pakete stecke ich kleine Werbe-Flyer mit Informationen, auf welchen Plattformen ich zu finden bin und dass Interessenten dort viel über die Imkerei lernen können. So betreibe ich gleich noch aktives „Offline-Marketing“ für meine Social Media Präsenzen und gewinne Fans aus dem Ausland.

Da sprechen Sie gleich einen wichtigen Punkt an. Wie haben Sie es geschafft, sich auf den Plattformen eine „Fangemeinde“ aufzubauen?

Was mir sehr geholfen hat, war die Thematik der Bienenpolitik. Ein Bekannter gab mir Zugriff auf eine Liste, auf der weltweit über 800 Imker aufgelistet waren. Mit diesen habe ich mich online angefreundet, sodass meine Beiträge auf der ganzen Welt, gelesen, kommentiert und geteilt werden konnten. Dies sorgte für einen enormen viralen Effekt.

Mit meinen Videos auf YouTube mache ich die Leute neugierig, indem ich Ihnen einen Mehrwert biete. Eine gute Mischung schafft Interesse. Ich poste nicht immer Dinge, die nur mit Imkerei Honig oder Heidehonig zu tun haben, sondern auch aktuelle Themen wie bspw. das Freihandelsabkommen. Dazu veröffentliche ich meine persönliche Meinung und rege so Diskussionen an.

Ich denke, dass gerade die Thematik rund um das Freihandelsabkommen eine sehr große Diskussionsfläche bietet.

Ja, gerade weil viele Leute nichts oder nur wenig über das Thema wissen.

Woher nehmen Sie Ihre Anregungen und Ideen für Ihre Unternehmensseite?

Ich habe mir über Google ein Alert erstellt. Sobald ein interessanter Bericht zb. über Honig oder Heidehonig veröffentlicht wird, bekomme ich sofort eine Meldung. Zudem nutze ich die Imkerverbände, denen ich beiwohne. Selbstverständlich tauscht man sich aber auch zwischen den Kollegen aus, was es gerade Aktuelles gibt.

Sie selbst sind Mittelständler. Wir haben festgestellt, dass zu wenig Mittelständler die Potenziale der sozialen Medien nutzen, um Kunden zu gewinnen und Aufträge zu generieren. Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Ja, eindeutig. Ich schätze die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke sehr hoch - gerade für die kleineren Betriebe. Zugegeben, das Bedienen der sozialen Netzwerke ist sehr zeit- und arbeitsintensiv, aber wenn man den richtigen Dreh raus hat, kann sich die investierte Zeit durchaus lohnen.

Irgendwann wird mit viel Geduld aus der aktiven Online-Arbeit dann Offline-Arbeit (lacht).

…und mit der Zeit auch ein guter Mix aus beiden. Wie haben Ihre Kunden denn auf Ihre Facebook-Präsenz reagiert?

Super. Vielen war es neu, dass eine Imkerei sich so in der Öffentlichkeit präsentiert. Mittlerweile stehe ich mit den Meisten in direkten Kontakt und bekomme so auch gleich immer Anfragen, wann ich das nächste Mal in der Nähe des Kunden bin.

Möchten Sie uns noch ein paar abschließende Worte mit auf dem Weg geben?

Ja. Ich habe mit meinen Kollegen ein kostenloses Onlinemagazin, welches sämtliche Genre bedient, gegründet. In Zukunft wird dieses einen hohen Stellenwert erzielen. Der Effekt soll sein, dass wir unser eigenes kleines Facebook erstellen. Mittlerweile können wir täglich 2.000 Nutzer innerhalb von 3 Monaten zählen.

Für die Verbreitung des Magazins sind die sozialen Medien natürlich bestens geeignet – eine kostengünstigere Werbefläche findet man nirgends.

Herr Ahrens, vielen Dank für das sehr interessante Interview. Wir wünschen Ihnen künftig weiterhin alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft.

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